Weihe von Anbau und Fahrzeug

2. Juli 2021

PNP vom 05.07.2021

 

Weihe-Fest für Anbau und Auto

Jubeltag bei der Feuerwehr Grubweg – 140 Gäste feiern enorme Eigenleistung

 Christine Pierach  05.07.2021 | Stand 04.07.2021, 22:02 Uhr Passau

Das neue Kleinalarm-Fahrzeug krönt die Weihe- und nachgeholte Jubel-Feier in Grubweg. −Foto: Pierach
Das neue Kleinalarm-Fahrzeug krönt die Weihe- und nachgeholte Jubel-Feier in Grubweg. −Foto: Pierach

Von einem "Husarenstück" spricht Oberbürgermeister Jürgen Dupper vor 140 Festgästen als Schirmherr bei der Weihe vom neuen Auto und von den Anbauten bei der Grubweger Feuerwehr angesichts der Eigenleistung des Vereins bei beidem. Außerdem will er sich den neuen Flitzer mal einen Tag lang ausborgen: "Mit dem Auto ist man der Chef auf der Straße!"

Das 204 PS starke Chefauto heißt in der Feuerwehr-Fachsprache "KlaF", Kleinalarm-Fahrzeug, und hört auf den Namen Florian Grubweg 65/1. Von wegen klein: Der Neue, ein Allrad-Toyota Hilux, ist um die fünfeinhalb Meter lang, bringt 3170 Kilogramm auf die Waage, kann das FFW-Boot ziehen und hat Platz für Verkehrsabsicherungs-Dinge, die Ausrüstung zum Türöffnen, Ölbinden, Bienen- und Wespenschutz sowie die Teleskop-Leiter, von Rettungsrucksack, Werkzeugkoffer, Schaumlöscher, Löschdecke und anderem ganz zu schweigen. Dass dabei "4t Schlupf und Schäkel" wohl ein spezielles Hebeband ist, wissen nur die Wehrler genauer.

 

Aber das reicht eh. Der Freitag war ihr Tag. Nicht nur wegen der ökumenischen Weihe mit den Pfarrern Martin Prellinger und Jakob Trapp. Sondern auch, weil es statt des von Corona durchkreuzten 135 Jahr-Fests die erste große Zusammenkunft und Feier seit langem, seit dem Lockdown, war, übrigens auch für viele Festgäste und die neue Fahnenmutter Bettina Sturm. Sie hat zwar schon zugesagt, bekommt das offizielle Bitten aber noch nachgereicht.

OB Dupper hat es ausgerechnet: 504 Tage sind seit dem Schirmherrn-Bitten vergangen. "Das ist Rekord!" Auch das hat mit der Pandemie zu tun – "und wir beten, dass so etwas in dieser Dimension nie mehr vorkommt. Danke für eure Disziplin. Das war gerade für die Jugend kein Spaß, unter Jugend stellt man sich etwas anderes vor."

Er ist, wie Stadtbrandrat Andreas Dittlmann, Stadtbrandinspektor Florian Emmer und etliche weitere Festredner, voll des Lobes für die Grubweger Wehr: "Über 65000 Euro aus der Vereinskasse und 1300 Stunden Arbeit für die neuen Teile – alle Achtung und Hut ab. Da muss man weit gehen, um so eine Eigenleistung zu finden. Die meisten sagen: Stadt, mach! Zu euch Grubwegern sagen wir: Grubweg, mach!" Da überreichte er dem Vereinschef Patrick Namyslo gleich noch einen Scheck, schließlich wisse er durchaus, was von einem Schirmherrn erwartet werde.

Der Zuschuss dürfte wie ein weiterer von der ZF durch Hubert Holzbauer schon deshalb willkommen sein, weil es SBR Dittlmann einmal mehr gelang, auf dem harten Boden der Tatsachen zu bleiben, bei aller Freude "über endlich mal wieder ein Stück (Feier-) Normalität" und darüber, dass die Uniform noch passt: Die Feuerwehr Grubweg sei "ein wichtiger Teil der Infrastruktur unserer Stadt". Sie müsse aber jetzt schon wissen, dass der Anbau für ein Jahrzehnt den technischen Anforderungen genüge und "der Altbau in spätestens 15 Jahren einem Neubau weichen muss".

1291 Arbeitsstunden in Projekt gesteckt

Bei welch einer Prachtwehr also wacht ab sofort Bettina Sturm über die Fahnen. Ihre Vorgängerin Margit Böttcher war Ende 2019 verstorben, nach fast 35 Jahren im ehrenvollen Amt: "Ich hoffe, dass ich in ihre Fußstapfen passe", sagte die Nachfolgerin. Bettina Sturm stammt aus der Landwirtschaft. Als sie ein Kind war, brannten die Stallungen lichterloh, "kämpften zehn Feuerwehren für das Eigentum eines anderen" samt tagelanger Nachschau. Seither sind "Hochachtung und Wertschätzung ganz tief in mir drin für die Feuerwehrler. Sie sind 24/7 in Bereitschaft und setzen ihr Leben für andere ein", sagt Bettina Sturm.

 

Kommandant Otto Neiß dröselte die 504 Rekord-Schirmherrentage des OB auf samt fünf Jahren Vorgeschichte: Die eigentliche Initialzündung für den 285 Quadratmeter-Anbau mit zwei Fahrzeug-Stellplätzen samt Unterkellerung glühte schon 2015/16 vor in mehreren Verwaltungsrats-Sitzungen. Der erste Aktenvermerk dazu datiert auf den 18. April 2016, die erste Kostenschätzung hieß 450 000 Euro, ohne Keller. Auf Vorschlag der Stadt, die 250 000 Euro zum Anbau zuschoss und 20 000 Euro für die Heizung, trat die FFW selbst als Bauherr auf: "Noch heute erfüllt uns das Vertrauen mit Stolz, das die Stadt uns entgegenbrachte."

Ausschreibung, Verhandlungen, viele Brütereien mit Bauzeichner Charly Bruckner und Architekt Franz Groll... Dann der Abbruch des Altbaus ab 31. August 2018 und das Firstbier am 16. November 2018. Eine Abgassaug-Anlage, neue Spinde dank Bauhof, Notstrom-Aggregat kamen hinzu, zwei Zwischendecken ermöglichten auch einen kleinen eigenen Raum für die Jugend. In Anbau und Bestand-Renovieren steckten die Wehrler an 58 Tagen 1291 Arbeitsstunden sowie knapp 64 000 Euro aus der Vereinskasse.

Da hinein griffen sie noch einmal tief mit 60 000 Euro für das KlaF. Neiß unterstrich dankbar, dass Förderer, Haussammlung, Stadt und Feste-Einnahmen das Finanzielle ermöglichten, neben fachlichem Beistand aus dem Rathaus.

Bereits ab Herbst 2019 ging es parallel an das Verwirklichen eines KlaF. Der Toyota wurde im August 2020 schließlich bestellt und heuer am 25. März geliefert. Er war rundum weiß, er war kein Spezialauto. Anhängerkupplung montieren, Folieren, ab in die Spezialwerkstatt, TÜV-Zulassung als Sonder-Kfz, all das brauchte bis 25. Juni. Seither sind bereits 18 Wehrler fit im Umgang mit dem Chefauto.