Johannes Munzinger 07.12.2021 | Stand 06.12.2021, 22:14 Uhr Passau
"Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu" – so beschreibt Stadtbrandrat Andreas Dittlmann die Verstrickung unglücklicher Ereignisse, die gestern Vormittag den Verkehr in Passau kurzzeitig zum Erliegen brachte. Er sagt den Satz in dem Wissen: Diese zwei Unfälle hätten auch viel schlimmer ausgehen können. Vor allem der Erste. Denn dass bei dem Zusammenprall eines Schulbusses mit 20 Kindern an Bord mit einem geparkten Transporter nicht mehr passiert ist, sorgte auch bei dem gestandenen Feuerwehrmann für Verwunderung und Erleichterung.
Laut Polizei war der Bus gegen 8 Uhr stadteinwärts unterwegs. Nach ersten Erkenntnissen wollte der Fahrer auf Höhe der Parkstraße auf die linke Spur wechseln. Als er jedoch im toten Winkel ein Auto entdeckte, zog der Fahrer den Bus nach rechts. Dabei touchierte er zuerst einen geparkten Fiat und prallte dann mit Wucht gegen einen ebenfalls dort abgestellten Kleintransporter. Das Auto wurde durch den Aufprall gegen eine Straßenlaterne gedrückt. Der Fahrer des Transporters, ein Handwerker, war gerade auf dem Dach zugange, als er den Rumms hörte, berichtet er der PNP. Er sah von oben, wie der Bus seinen Transporter über den Gehsteig, gegen einen steinernen Blumentrog und die Hauswand drückte.
Den Unfall beobachtet und die 112 gewählt hat Lisa Stettin, die gerade mit ihrer vierjährigen Tochter ihr Haus an der Parkstraße verlassen hatte – dasselbe Haus, gegen das der Transporter krachte. "Wir waren auf dem Weg zum Bus, um zum Kindergarten zu fahren", berichtet sie. "Ich habe dann den gewaltigen Rumms gehört, mich umgedreht und gesehen, was passiert war. Ich dachte zunächst, dass niemand im Bus ist, weil sich im ersten Moment nichts gerührt hat."
Bei dem Unfall wurden laut Polizei sieben Schulkinder im Alter von 6 bis 13 Jahren und ein weiterer Passagier, eine 50-jährige Frau, leicht verletzt. Sie erlitten Schnitt- und Kopfplatzwunden sowie Prellungen und Hämatome. Ein sechsjähriges Schulkind und die 50-Jährige mussten mit Schnittverletzungen und Kopfplatzwunden ins Klinikum.
Da es sich um einen Linienbus handelte, galt auch für die Schüler keine Anschnallpflicht, wie ein Mitarbeiter des Unternehmens auf PNP-Anfrage bestätigte.
Um 8.04 Uhr war die Feuerwehr alarmiert. Kurz darauf begann sie mit der Sicherung der Unfallstelle. "Wenn man sieht, wie demoliert der Bus und der Transporter sind... es war ein Riesenglück, dass nicht mehr passiert it und dass nicht gerade jemandem auf dem Gehsteig unterwegs war", sagt der Stadtbrandrat. Polizei und Feuerwehr hätten die Lage dann relativ schnell unter Kontrolle gebracht. Die Straße stadteinwärts musste gesperrt werden, die Einsatzkräfte hatten sich gerade eine Lösung überlegt, berichtet Dittlmann: "Unser Plan war, den Verkehr stadteinwärts über die Hängebrücke umzuleiten." Rund eine Dreiviertelstunde nach dem Unfall war der Beschluss gefasst und wurde sogleich durchkreuzt: "Wir waren gerade auf dem Weg um die Umleitungsstrecke aufzubauen. Dann haben die Kollegen, die dort hin gefahren sind, gesagt: ,Das geht nicht, weil da auch ein Unfall passiert ist." Laut Polizei hatte eine stadteinwärts fahrende Frau verbotenerweise versucht, nach links auf die Hängebrücke abzubiegen. Dabei kollidierte sie mit einem Auto, das in die andere Richtung unterwegs war. Die Frau wurde laut Dittlmann leicht verletzt. Und die geplante Umfahrung war zunächst blockiert.
Nachdem die Feuerwehr die Unfallfahrzeuge notdürftig zur Seite geschoben hatte, funktionierte auch die Umleitung über die Hängebrücke.
Der Verkehr war durch den Doppelunfall kurzzeitig lahmgelegt. Auf der B 12 reichte der Stau laut Dittlmann bis weit hinter die Reischlkurve, auf der B 388 standen Autos bis zur ZF, der zweite Unfall sorgte dann dafür, dass auch vom Kachlet kommend nichts mehr weiterging.
Kurz nach 10 Uhr war der Bus abgeschleppt, doch es dauerte noch über eine Stunde, bis auch die gröbsten Spuren des zweiten Unfalls beseitigt waren. Gegen 11.30 Uhr war der Einsatz beendet.
Die Bürgerinitiative "die Angerer", der auch Augenzeugin Lisa Stettin angehört, nahm den Unfall gestern zum Anlass, aufgrund der Unfallhäufigkeit einmal mehr ein Durchfahrtsverbot für den Transit-Schwerlastverkehr am Anger einzufordern. "Wir prüfen nun eine erneute Landtagspetition wegen der Unfälle und dem enorm angestiegenen Verkehrszahlen am Anger", kündigte Max Moosbauer im Namen der Angerer in einer Pressemitteilung an.
Ein Video zum Unfall finden Sie auf www.pnp.de/video.
Einsatzart | Verkehrsunfall |
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Alarmierung | |
Einsatzstart | 6. Dezember 2021 08:03 |
Mannschaftstärke | 8 |
Einsatzdauer | 1,5 Std |
Fahrzeuge | TLF 16 |
LF 16 / 12 |